2006 habe ich meine Ausbildung zur Mediatorin an der Akademie der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen. Dass ich einmal als Mediatorin meinen Lebensunterhalt verdienen würde war so nicht geplant.
Mein lang gehegter Berufswunsch seit der Oberstufe: Verlagslektorin. Also Literaturwissenschaft, Politologie und Erziehungswissenschaft in Münster und Berlin studiert, genossen und mit M. A. zügig abgeschlossen. Luft eines Verlages konnte ich schon während des Studiums mit einer halben Stelle bei einer allseits bekannten, links orientierten Tageszeitung im Anzeigenverkauf schnuppern. Aber ich wollte ja etwas mit Büchern machen. Also ein Jahr lang Volontariat im Buchverlag. Erkenntnis: Der Beruf einer Lektorin ist nicht halb so romantisch wie angenommen, und die eingesandten Manuskripte sind nicht halb so fesselnd wie die Mietverträge meiner Wohnungen in Berlin Kreuzberg und Neukölln. Dann eben Presse- und Lizenzabteilung in einem anderen Buchverlag. Überhaupt nicht romantisch, aber eine echte Herausforderung. Verkaufen Sie mal die Lizenz eines deutschen Kinderbuches nach Estland und Südkorea, ohne englische, französische oder deutsche Sprachkenntnisse auf der einen und estnische oder koreanische auf meiner Seite. Hat trotzdem irgendwie funktioniert, die Lizenzausgaben stehen heute noch in meinem Bücherregal.
Nun ging es von Berlin ins Rheinland. Am Assessmentcenter bei einer Zeitung in Köln teilgenommen, Vertrag für ein Traineeprogramm unterzeichnet, mit dem Ziel Anzeigenabteilung. Zeitung kannte ich ja schon. Diesmal allerdings ein etwas größeres Kaliber, allein 2.000 Mitarbeitende am Standort Köln. Nach drei Monaten bot mir der Personalchef die Position als seine Assistentin an. Meine spontane Reaktion: Danke, nein, Personalabteilung finde ich langweilig. Ich hatte Gehaltsabrechnungen und Kolonnen von Formularen im Sinn. Er überzeugte mich, es doch wenigstens auszuprobieren. Und dann wieder eine Erkenntnis: Das ist ja ein unglaublich spannender Bereich! Als Assistentin gehörte die Protokollführung zu meinen Aufgaben. Ich habe zahlreiche Verhandlungen mit der Geschäftsführung und dem 15-köpfigen Betriebsratsgremium verfolgt. Später habe ich selbst Betriebsvereinbarungen ausgehandelt, bspw. zur innerbetrieblichen Suchtarbeit, Einführung von Jahresgesprächen und einem Nachwuchsführungskräfteprogramm. Während der 13 Jahre bei diesem Unternehmen habe ich mich innerhalb des Personal- und Sozialwesens mehrfach verändert, bis ich nach 5 Jahren Abteilungsleiterin Personalentwicklung wurde.
Es war eine lehrreiche Zeit. Allein der Umgang mit den unterschiedlichen Beschäftigtengruppen - Drucker, Redakteure, Verwaltungsangestellte - hat meine Wahrnehmungsfähigkeit für verschiedene Sichtweisen und Sachverhalte geschärft. Empörung und Empfindlichkeit habe ich spätestens seit dieser Ära abgelegt.
Irgendwann spürte ich wieder den Wunsch nach Veränderung, heraus aus der Routine. Ich wollte einfach nur noch das tun, was ich am liebsten mache und am besten kann. So bin ich seit 2010 als Mediatorin, Beraterin und Trainerin selbstständig unterwegs. Eine Tätigkeit, die nie Routine ist, und bei der ich jeden Tag dazulerne.
Mehr zum Werdegang finden Sie auf Xing
Ich bin Mitglied im Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt e.V. (BMWA) und im Bundesverband Mediation e. V
|
|